Große Prozession am 05. Juli 2015

Der Schutz des Lebens am Anfang und am Ende – die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern – der Ehebegriff: Drei Themen, die derzeit in der Öffentlichkeit stark diskutiert werden; drei Themen, über die auch der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn am 5. Juli in Münster gesprochen hat. Bischof Genn feierte zum Abschluss der Großen Prozession im St.-Paulus-Dom die Heilige Messe. In seiner Predigt fragte er die Gläubigen , inwieweit sie im Blick auf diese Themen bereit und mutig seien, notfalls „auch im Gegensatz zu einer dominierenden Kultur“ um sie herum und zu „teilweise übermächtig scheinenden gesellschaftlichen Positionen“ zu stehen. Zuvor waren die Gläubigen durch die Münsteraner Altstadt gezogen, ausgehend von der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti bis hin zum Dom.

In seiner Predigt bezog sich Bischof Genn  auf das Tagesevangelium, in dem es heißt, dass die Menschen in Nazareth an Jesus und seiner Sendung Anstoß nahmen und ihn ablehnten. Hiervon ausgehend fragte der Bischof: „Darf diese Sendung auch für uns persönlich ein Stück Anstoß bedeuten? Schmeckt uns das überhaupt? Es ist doch nicht so einfach, Anstoß und Widerspruch hervorzurufen, Ärgernis zu sein, Widerstand zu erfahren.“ Das machte der  Bischof an Beispielen deutlich.
So müssten gerade Christen auch heute den Schutz des Lebens und damit die Ablehnung sowohl der Abreibung als auch „der Euthanasie in jeder Form, und dazu gehört auch der assistierte Suizid“ in der Gesellschaft anmahnen. Im Blick auf die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern dankte Bischof Genn allen, die sich hier engagierten. Es sei, so sagte er, „durchaus eine Herausforderung, denen zu widerstehen, die Fremdenhass schüren, und sei es nur mit kleinen Worten und Stammtischparolen.“ „Auch kann es zur Herausforderung werden, Verantwortliche in den Behörden darauf hinzuweisen, dass bei aller Legalität mancher Abschiebung zugleich zum Teil eine Brutalität angewandt wird, welche die Würde des anderen zutiefst missachtet“, fuhr der Bischof fort. Er  fragte: „Was nützt es, wenn etwas legal ist, zugleich aber menschenunwürdig?“ Es sei eine Herausforderung, im Blick auf den Umgang mit Migranten den Politikern immer wieder ins Gewissen zu reden, ob der Kontinent Afrika genug beachtet werde oder ob nicht doch letztlich wirtschaftliche beziehungsweise  nur um den eigenen Vorteil kreisende Überlegungen vorherrschten. Auch ging der Bischof auf die aktuelle Debatte über den Ehebegriff ein und warb dafür, hier zu unterscheiden und Unterschiede zu akzeptieren. Bischof Genn: „Es geziemt sich nicht für einen Christen, einen homosexuellen Menschen zu diskriminieren. Es geziemt sich aber sehr für einen Christen, homosexuellen Lebenspartnerschaften nicht den Begriff der Ehe zuzusprechen, weil sie der Gemeinschaft von Mann und Frau als Fundament der Familie vorbehalten ist.“ 

Der Bischof warb schließlich dafür, nicht über die Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Welt zu schweigen. „Ist es nicht ein Skandal, dass heute Hunderttausende von Schwestern und Brüder in aller Welt wegen des Namens Christi mit dem Tod bedroht werden und Millionen von Christen weltweit unterdrückt werden?“, fragte er. Er kritisierte, dass diese millionenfache Unterdrückung auch in den Medien nicht die Resonanz finde, die angemessen wäre. Bischof Genn: „Auch hier gilt der kritische Geist der Unterscheidung: Nämlich einerseits niemals im Dialog mit den anderen Religionen und Überzeugungen nachzulassen und zugleich seine Stimme zu erheben gegen jegliches Unrecht, jegliche Verfolgung,  jegliche Missachtung der Grundrechte der Religionsfreiheit.“
Der Bischof sagte im Blick auf diese Themen, dass die Große Prozession durchaus auch einmal das Herz der Gläubigen beunruhigen dürfe, „denn nur so werden wir wirklich stark“. Der Großen Prozession voraus getragen worden war eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanuschor des Doms hängt. Es verweist auf die Ursprünge der Großen Prozession im Jahr 1383. Nach einer Pest-Epidemie und einem Großbrand gelobten Bürgerschaft und Geistlichkeit damals, künftig jährlich bei einer Buß- und Bittprozession um Schutz vor solchem Unglück zu beten.

Verfasst von: Kronenburg, Dr. Stephan  

Predigt des Bischofs zum Download

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