Große Prozession am 3. Juli 2016

Bei der traditionsreichen Großen Prozession zogen am 3. Juli die Gläubigen mit Bischof Dr. Felix Genn vor der Messe von der Marktkirche St. Lamberti durch die Stadt und über den Prinzipalmarkt zum Dom.
Foto: Bischöfliche Pressestelle

Barmherzigkeit: Perspektive, die Zuversicht und Frieden schenkt

Bischof Genn ruft bei Großer Prozession zu Einsatz für Frieden und Versöhnung auf  


Sich mit den Angehörigen versöhnen – das Bußsakrament neu entdecken – die Lebensräume dieser Erde so gestalten, dass alle Menschen eine Chance haben, ihre Menschenwürde zu entfalten und zu leben: Auf diese drei Aspekte ging der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 3. Juli in Münster ein. Er bezog sich auf das „Jahr der Barmherzigkeit“, zu dessen Feier Papst Franziskus eingeladen hat. Bischof Genn feierte im St.-Paulus-Dom die Heilige Messe aus Anlass der traditionsreichen Großen Prozession. Bei dieser waren die Gläubigen vor der Messe von der Marktkirche St. Lamberti durch die Stadt und über den Prinzipalmarkt zum Dom gezogen. Mit Bischof Genn konzelebrierten Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Stadtdechant Jörg Hagemann, Pfarrer Dr. Ludger Winner von St. Lamberti und Pfarrer Dr. Miled Aboud. Letzterer betreut die arabisch sprechenden Christen in Münster und der Umgebung. Einige von ihnen trugen im Gottesdienst die erste Lesung und einige Fürbitten in arabischer Sprache vor. Die Große Prozession wird vom Stadtdekanat Münster und dem Domkapitel veranstaltet.

In seiner Predigt betonte der Bischof, wie sehr sich die Welt gerade heute wieder nach Frieden sehne. In vielen Ländern gebe es Kriege, unzählige Menschen hätten sich auf die Flucht begeben und ihre Heimat verlassen, weil sie sich nach einer besseren Zukunft und einem friedvollen Leben sehnten. „Tausende von ihnen sind mittlerweile in ein noch größeres Elend gestürzt worden, entweder, weil sie ihr Ziel nicht erreichen konnten und in ihren Booten gekentert sind, im Mittelmeer ihren Friedhof gefunden haben, ihre Familien durch dieses Elend auseinandergerissen oder weil die Grenzen in Europa dicht gemacht wurden und sie in Flüchtlingslagern elend ihr Leben fristen müssen“, kritisierte der Bischof. Zugleich dankte er den vielen Menschen, die sich in Deutschland um die Flüchtlinge kümmerten.

Der Grund für die Auseinandersetzungen unter den Völkern, für die Zerwürfnisse in Europa, für die Gefährdung des Lebens in der ganzen Schöpfung, auch in Ehe und Familie, ist nach Ansicht des Bischofs „der Mangel an Versöhnung und Barmherzigkeit“. Papst Franziskus sei zutiefst davon überzeugt, dass „die Barmherzigkeit Gottes allein Frieden und Versöhnung schaffen kann für die gesamte Welt, in großen internationalen Beziehungen wie auch im Umgang mit der Schöpfung und die Heilung der Brüche in unseren Familien und Gemein­schaften“, sagte Bischof Genn. Das erfordere einen starken Glauben, und doch liege der Grund des Friedens in der Überzeugung: „Es gibt Erbarmen!“ Im „Jahr der Barmherzigkeit“ seien alle Gläubigen aufgerufen, „sich persönlich von diesem Erbarmen Gottes berühren zu lassen.“

Und dies, machte Bischof Genn, deutlich, beginne im Kleinen: „Eine Frucht für das heilige ‚Jahr der Barmherzigkeit‘ wäre es, wenn in unseren Familien und Gemeinden gebrochene Beziehungen wieder geheilt werden könnten, wenn jeder von uns ehrlich darum ringt, unversöhnte Wirklichkeit in den Blick zu nehmen, Feindschaften zu beenden, die Hand zum Frieden auszustrecken.“ Wichtig sei zudem die Versöhnung mit Gott: „Es ist nicht gut, dass wir das Bußsakrament in den letzten Jahren und Jahrzehnten vernachlässigt haben.“ Daher wünsche er sich, dass das Bußsakrament wieder neu entdeckt werde „und dass in unseren Gemeinden neu Versöhnung zwischen zerstrittenen Gruppen und Parteien, Einzelnen und Familien möglich wird.“ Es sei eine Gnade, in der Intimität des persönlichen Bekenntnisses das vor Gott offen zu legen, was in unserem Leben in vielfältiger Weise nicht in seinem Sinne und in seinem Geist ist.    

Zum Stiften von Versöhnung und Frieden gehöre auch der Umgang mit der Schöpfung. Unter Bezugnahme auf die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus unterstrich Bischof Genn, dass die Schöpfung ein Geschenk sei, „das es zu bewahren gilt, damit die Menschen nicht aufgrund von Mangel sterben, ganze Lebensräume vernichtet werden, weil unser Konsum sie ausbeutet.“ Der Bischof rief die Gläubigen auf, sich in der Nachfolge Jesu Christi im Einsatz für Frieden und Versöhnung und gegen alle Formen von Gewalt nicht beirren zu lassen, auch wenn es etwas koste oder weh tue: „Lassen wir es uns etwas kosten: Geld, Macht, Ansehen. All dies nehmen wir nicht mit ins Grab. Aber Versöhnung und Freude haben ewig Bestand.“

Vor diesem Hintergrund ging der Bischof auch auf die über 600-jährige Tradition der Großen Prozession ein. Sie sei ein „Zeichen der Hoffnung und des tiefen Vertrauens darauf, dass uns Gottes Erbarmen auch in diesen schwierigen Zeiten nicht im Stich lassen wird, sondern Quelle tiefen Trostes und großen Friedens bleibt.“ Der Großen Prozession voraus getragen worden war traditionell eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanuschor des Doms hängt. Es verweist auf die Ursprünge der Großen Prozession im Jahr 1383. Nach einer Pest-Epidemie und einem Großbrand gelobten Bürgerschaft und Geistlichkeit damals, künftig jährlich bei einer Buß- und Bittprozession um Schutz vor solchem Unglück zu beten.

Für die musikalische Gestaltung sorgten der Stadtdekanatschor und alle Chöre der Dommusik. Die Leitung hatten  Bezirkskantorin Jutta Bitsch und Domkapellmeister Alexander Lauer. Die Orgel spielten Prof. Tomasz Adam Nowak in St. Lamberti und Domorganist Thomas Schmitz im Dom. Während der Prozession und der Messe musizierte das Blechbläserensemble „blechgewand(t)“.

Text: pbm/sk

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